Gib das schöne Händchen

„Gib das schöne Händchen“ hieß es immer, wenn ich statt der rechten die linke Hand zur Begrüßung reichen wollte. Und ich fragte mich immer „Ist das andere Händchen nicht genauso schön?“ und manchmal sagte ich auch trotzig: „Die andere Hand ist auch schön.“
So fing es an, das Umtrainieren auf die falsche, die rechte Hand. Ich bin linkshändig geboren und Anfang der 70er Jahre wurde ich eingeschult. Zu einer Zeit, wo es an vielen, zum Glück nicht mehr an allen, Schulen üblich war, linkshändige Kinder auf die Benutzung der rechten Hand zu trainieren.
Ich erinnere mich gut, wie oft mir die Bleistiftspitze brach, die völlig verkrampfte Hand schmerzte und wieviel Füllerfedern ich verbog. Meist saß ich nach Schulschluss noch allein im Klassenzimmer, um die Hausaufgabenliste abzumalen, von Schreiben konnte ja kaum die Rede sein. Manchmal kam mein Vater mich dann abholen, weil ich schon eine oder anderthalb Stunden überfällig war. Lehrkräften schien es egal zu sein, ob ich da noch lange saß, die waren ja einfach nach Hause gegangen, zum Mittagessen.
Handarbeit war für mich auch so ein Qual-Schulfach, so gelang es mir doch nie lockere Häkelmaschen zu häkeln und die Wolle beim Stricken zog sich so fest um die Nadel zu, dass man sie aufschneide musste, weil man die Nadel nicht mehr herausziehen konnte.
Meine Mutter versuchte mir in endloser Geduld beim Kartenspielen den Kartenfächer auf die linke Hand zu geben, es hat nie funktioniert. Die Karten verrutschten oder fielen mir einfach aus der Hand.
Irgendwann nahm ich die Karten dann in die rechte Hand und das funktionierte gut und niemand versuchte das zu korrigieren.
Schleife zu binden war für mich einfach, meine Oma saß mir beim Üben gegenüber und so spiegelbildlich passte das wieder zu meiner Linkshändigkeit.
Trotz zusätzlichen Schönschriftunterricht (wir mussten Sütterlin lernen), Schönschrift wurde in meiner Grundschule benotet, wurde meine Handschrift und die damit verbundene Note nicht besser. Auch heute noch zeigen meine Buchstaben innerhalb eines Wortes mal in die eine mal in die andere Richtung und das kleine Durckbuchstaben e schreibe ich grundsätzlich vom unteren Ende nach oben, also entgegen des eigentlichen Schreibflusses. Aber zum Glück gibt es ja Tastaturen und die Mouse, sofern nicht ergonomisch, kann man auf Linkshändigkeit umstellen.
Den Umgang mit Essbesteck hab ich auf Rechtshändigkeit gelernt, nunja, klappt recht gut und außer in einem Pirvathaushalt bekommt man wohl eher selten ein Messer für Linkshänder gereicht. Mit welcher Hand ich die Tür aufschließe, die Klinke betätige ist egal, geht mit beiden Händen gleich gut. Drehverschlüsse, ob Flasche oder Gurkenglas, die kann ich nur mit Links öffnen, mit Rechts fühlt es sich einfach falsch an.
An dieser Stelle, liebe Rechtshänder, macht doch einfach mal was mit Links, damit ihr eine Empathie für uns Linkshänder entwickelt, das wäre nett. :)
Ich habe Links- und Rechtshänderscheren im Haushalt, ich kann beide benutzen, mein Mann nur die Rechtshänderscheren. Man könnte jetzt meinen, dass das Drehen von Links auf Rechts in der Grundschulzeit doch eine positive Wirkung hat, immerhin kann ich mit beiden Händen einen Schraubendreher benutzen, Türen aufschließen etc., aber leider ist meine Feinmotorik sehr schlecht. Fliligrane Arbeiten wie z.B. Modellbau, das funktioniert bei mir einfach nicht. Egal wie sehr ich mich bemühe, ich kann keinen geraden Strich zeichnen und wenn ich mit der Hand schreiben soll, verkrampft sich meine rechte (falsche) Hand so sehr, dass sich auch gleich die Schulter mitverkrampft und das tut dann einfach weh.
Puh, der Text ist etwas länger geworden, daher hier ein paar Bilder, die verdeutlichen, dass Linkshänder in der Rechtshänderwelt doch das eine oder andere Problem haben, was Rechtshändern überhaupt nicht bewusst ist.

Die Küchenrolle, fürLinkshänder auf den Ständer gesetzt, damit man mit der linken Hand das Papier abrollen kann. Die Blümchen sind oben, der Designer hat sie sicherlich für den unteren Rand gedacht.
Ein kleiner Dauerkonflikt in unserem Haushalt, weil mein Mann Rechtshänder ist. Mir zu Liebe will er immer die Rolle für mich richtigherum auf den Ständer stecken, aber manchmal macht er es dann doch falsch herum.

Die gleiche Küchenrolle für Rechtshänder auf den Ständer gesetzt, der Rechtshänder zieht nach rechts das Papier weg, die Blümchen sind, wie der Designer es sich gedacht hat, am unteren Rand.

Glücklichereweise gibt es Sparschäler die von Links- und Rechtshänder verwendet werden können. :)



Ein Rechtshänderportemonnaie, wie ich es als Linkshänder benutzen würde.
Bei der Benutzung muss ich die Karten von unten einschieben, da ich das Portemonnaie in der rechte Hand halte und mit Links halt das Geld oder die Karten entnehme oder hineingebe.

Spielkarten sind nochmal ein Thema für sich. Während beim Skatblatt aus Deutschland die Symbole und Zahlen in allen vier Ecken zu sehen sind und damit linkshändertauglich, müssen wir bei anderen Spielkarten z.B. Pokerkarten oder auch UNO, die Karten immerwieder durchblättern, weil für uns die Symbole verdeckt sind.
Wir fächern mit der rechten Hand auf und geben und nehmen mit Links.

Hier ein paar bildliche Beispiele:
Pokern geht nicht

UNO geht auch nicht

Canasta bzw. Rommé geht…

Mir ist noch eingefallen, dass viele Dosenöffner nicht für Linkshänder geeignet sind, daher haben wir einfach einen elektrischen, der wird auf die Dose gesetzt und er dreht dann lustig eine Runde auf dem Deckel ;)

Nachtrag: 
Das Samsung Galaxy S8 ist für Linkshänder bestens geeignet, da der Fingersensor zum Entsperren auf der Rückseite rechts der Kamera ist und damit mit dem Zeigefinger der rechten Hand bestens zuerreichen ist. Smartphone hält man ja eh in der rechten Hand und bedient es mit Links, gelle :D

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Plastische OP – 6 Wochen später

Sechs Wochen sind seit der plastischen OP vergangen und die Heilung schreitet voran. Heute hatte ich einen Nachsorge-Termin bei dem plastischen Chirurgen. Die Narben verheilen zu seinem Erstaunen sehr gut, obwohl ich Diabetikerin  bin,  allerdings ist mein Blutzucker auch hervorragend eingestellt.
Hatte gehofft drumherum zu kommen, aber nun wurde ich doch punktiert, allerdings kam nur 30ml Wundwasser, das ist außerordentlich wenig und die Wahrscheinlichkeit, dass ich nochmal punktiert werden muss ist schwindend gering.
Ab heute muss ich den Kompressions-BH nicht mehr tragen und das hieß shoppen gehen, zwei neue BHs waren drin, juhuuu :D
Ich muss allerdings zugeben, dass der Kompressions-BH äußerst bequem ist, keine Bügel und eigentlich recht ähnlich wie ein Sport-BH.
Das Kompressionsmieder darf ich dann nächste Woche weglassen, aber es kann nicht schaden noch ein Weilchen eine Miederhose zu tragen.

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Hier geht es zu den vorangegangenen Beiträgen:
Plastische Operation
Eine Woche nach der plastischen Operation
Plastische OP – die Fäden sind raus

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Plastische OP – Fäden sind raus

Zwei Wochen nach der plastischen Operation, heute wurden die Fäden gezogen. Das Fädenziehen übernahm mein Hausarzt, der in guter Verbindung zum plastischen Chirurgen steht.
Die große Naht in der Bikini-Zone wurde mit einem selbstauflösenden Faden genäht, da mussten nur zwei Knoten gelöst werden. Alle anderen Nähte sind mit normalen Fäden genäht worden und diese wurden heute gezogen. An einigen Stellen etwas zippelig, aber generell sehr gut aushaltbar. Nichtauflösende Fäden werden dann verwendet, wenn die Narben später möglichst nicht oder kaum sichtbar sein sollen. Selbstauflösende Fäden verwendet man dort, wo es nicht so schlimm ist, dass die Narbe später ggf. gut sichtbar sein wird.
Der Bauchnabel, so niedlich klein, ist zur Zeit noch gefühllos, aber irgendwie merkt man es dann doch, wenn da jemand dran rumwerkelt.
Nach dem Fädenziehen begann dann das große Kleben, nämlich von Narbenpflastern und drüber noch eine Lage Duschpflaster. Juhuuu… endlich wieder duschen :dusche1
Nur noch sechs Wochen, dann kann ich auf die Kompressionsklamotten (Mieder und BH) verzichten. Wobei ich sagen muss, dass der BH sehr angenehm zu tragen ist. Für das Mieder bin ich etwas zu kurz, daher rutscht es ständig nach oben und ich mach des öfteren das Picard-Manöver. :D

Auf den Bildern sieht es für den gesunden Mensch sicherlich noch etwas wüst aus, aber Hausarzt als auch plastischer Chirurg sind begeistert von meiner Heilungsrate, wer Google bemüht wird sehen, dass man in diesem Stadium auch erheblich übler aussehen kann.
Wie schon im vorangegangenen Beitrag erwähnt, muss ich nicht punktiert werden, Glück gehabt. :glueck

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Erster Bericht über die plastische OP
Zweiter Bericht über die plastische OP

 

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Eine Woche nach der plastischen OP

Ein kleiner Bericht, acht Tage nach meiner plastischen Operation.

Heute hatte ich einen Kontrolltermin beim Chirurgen. Er zeigte sich sehr erstaunt über den guten Heilungsfortschritt. Ich bin Diabetiker und da ist die Wundheilung ja immer so eine Sache. Allerdings hatte ich auch während meiner unbehandelten Diabetes immer eine hervorragende Heilungsquote und jetzt bin ich sehr gut eingestellt und natürlich ist meine Heilungsquote noch immer sehr gut.
Besonders wichtig war es ihm zu erwähnen, dass er auf meine Tüpfel Rücksicht genommen hatte. Fand ich sehr lieb von ihm, wär aber auch nicht schlimm gewesen, wenn sie durch ein paar Tüpfel hätten schneiden müssen.
Leider hab ich, wie man an den Rötungen erkennen kann, den Klebstoff der Pflaster nicht so toll vertragen, aber macht nichts, Pflaster sind, bis auf das Pflaster auf dem Nabel, alle weg.
Lachen ist im Moment auch noch nicht so die tollest Idee, da maulen die Bauchmuskeln dann doch etwas rum. Unter der Bauchdecke fühlt es sich stellenweise an, als hätt da einer Brausêpulver reingeschüttet. Das Gefühl ist weder schmerzhaft noch unangenehm, aber auch nicht angenehm. Es ist einfach nur ein Gefühl, ich kann es gar nicht werten.
Ich bin noch etwas kurzartmig, liegt halt an der Straffung der Bauchdecke, dem Kompressions-Mieder und der Blutverlust ist auch noch nicht so ganz wieder ausgeglichen. Aber ansonsten bin ich schon wieder ganz gut zu Fuß unterwegs. :)
Hatte ich im Krankenhaus noch etwas Wasser in den Füßen, so ist das jetzt komplett verschwunden.
Hab mir heute beim Arzt auch  noch eine zweite Garnitur Kompressions-Wäsche mitgeben lassen, wer will schon zwei – drei Monate lang immer in den gleichen ungewaschenen Klamotten rumlaufen. Leider ist mir das Kompressions-Mieder etwas zu lang, es schlägt also an blöden Stellen (in den Flanken) nervige Falten, eine sinnvolle Alternative gibt es dummerweise nicht. Bin halt etwas zu kurz für Standardgrößen.
Nächste Woche werden die Fäden gezogen und dann darf ich auch wieder duschen. Hurra!
Es werden aber nicht alle Fäden gezogen, die lange auf dem Bild sichtbare Naht besteht aus sich selbstauflösende Fäden, die können drin bleiben.
Und das Wichtigste für mich: Ich darf wieder selber autofahren :D

opnacheinerwochenabel

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